Uraufführung im Café Balthasar
Text: Ralf
Knapp 1 500 Kilometer – so weit war der Weg zur Arbeit, den jetzt sechs Operationstechnische Assistentinnen und Assistenten aus Tunesien zu ihrem neuen Arbeitsplatz im Orthopädischen Krankenhaus Schloß Werneck zurückgelegt haben. Von „neuen Wegen“ bei der Personalgewinnung sprach denn auch der Unterfränkische Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel bei der offiziellen Begrüßung der neuen Fachkräfte im schloßeigenen „Café Balthasar“ – und von einer „Uraufführung“. „Wir haben auf Sie gewartet!“ sagte Dotzel vor dem Hintergrund des oft beklagten Pflegenotstands an die Adresse der vier Frauen und zwei Männer. Auch der Ärztliche Direktor der Klinik, Prof. Christian Hendrich, erinnerte an die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt. Hinzu komme, daß in absehbarer Zeit die Babyboomer-Generation in Rente gehe und sich im Krankenhausbereich ein Strukturwandel abzeichne. Darauf müsse man sich einstellen, sagte Hendrich. Allerdings sehe er auch große Chancen, denn die Nachfrage nach orthopädischen Leistungen sei so groß wie nie. „Wir sind maximal gefragt!“ sagte der Klinikchef. Werneck setze Maßstäbe; das gelte auch für die Personalgewinnung. Seinen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Tunesien versicherte er: „Wir haben Arbeitskräfte gerufen, gekommen sind Menschen – und dem wollen wir gerecht werden!“ Eingefädelt hatte die Personal-Akquise die Duisburger Personal-Vermittlungsfirma „MS International“, die in der Nähe von Tunis eine Sprachenschule betreibt. Dort können Medizin-Experten mit Interesse an einem Arbeitsplatz in der Bundesrepublik Deutsch lernen. Die Duisburger Firma kümmert sich anschließend auch um die Anerkennung der tunesischen Zeugnisse im Gastland und stellt die Kontakte zu Arbeitgebern in der Bundesrepublik her. Die Vorstellungsgespräche finden von Tunesien aus schließlich per Video-Schalte statt. Aufregend war der erste Tag in Schloß Werneck dennoch – und zwar für alle Beteiligten, wie Prof. Hendrich in seiner Begrüßung unumwunden einräumte. Vor allem aber natürlich für die sechs jungen Nordafrikaner, die erst wenige Stunden zuvor aus dem Flieger gestiegen und per Minibus nach Werneck gefahren waren. Ihr Papa habe sogar ein wenig geweint, erzählt Hela Saaidi, weil seine Tochter nun so weit weg sei. Dabei dürften die väterlichen Sorgen unbegründet sein. Sogar sechs Fahrräder habe man für die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeschafft, um für die nötige Mobilität zu sorgen. Wie es mit ihrer freien Zeit bestellt sein wird, blieb allerdings offen: „Am Montag werden sie eingekleidet, und am Dienstag stehen sie zum ersten Mal im OP“, kündigte Prof. Christian Hendrich an.
Offensichtlich verstanden sich Deutsche und Tunesier auf Anhieb. Das Foto zeigt Fatma Saidani Ep Hammouda, Hela Saaidi, Manel Daboussi und Ala Eddine Rouissi sowie Oumayma Khashhoussy und Houssem Boubaker gemeinsam mit Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Ärztlichem Direktor Prof. Christian Hendrich (Bildmitte), und der stellvertretenden Landrätin Bettina Bärmann (ganz links).