Machtwechsel
Text + Fotos: Wolf-Dietrich Weissbach
In Wahlmonarchien geht es meist recht friedlich zu, obwohl bestimmt niemand der 64. Weinkönigin Carolin Meyer übelgenommen hätte, wenn sie sich gewehrt hätte, die Krone freiwillig abzugeben. Hat sie nicht! Zwar kann sie sich zugutehalten, die am längsten amtierende Wein-königin in der Geschichte Frankens zu sein, aber ob das auf drei Jahre gestreckte Amt mit den Corona-Wirren wirklich viel Spaß gemacht hat, sei dahingestellt. Ihrer Nachfolgerin, der 23jährigen, ausgebildeten Winzerin Eva Brockmann (Bild) aus Haibach, die für Großwallstadt (Churfranken / Lkr. Miltenberg) antrat, bleiben derartige Mißlichkeiten hoffentlich erspart. Sie will „der Schönheit des Frankenlandes ein Gesicht geben“, was natürlich nicht ihrer Vorgängerin hinterhergerufen ist, denn (schöne) „Gesichter“ sind die Weinköniginnen ohnehin immer. Das wurde übrigens schon 1950 von der Süddeutschen Zeitung wohl generell als Voraussetzung für Weinköniginnen festgelegt. Danach müssen es „echte Töchter der Weinberge, von kräftiger Statur, kerngesund und apfelbäckig“ sein. Ach ja: unverheiratet! Die Prüfungen bestanden damals unter anderem darin, einen Walzer zu tanzen und eine Rede zu halten. Heute müssen die Kandidatinnen u. a. sehr schwierige Marketingfragen beantworten und vor allem eine Jury von Experten, Journalisten und Weinfachleuten, also genauer: 19 Vertreter aus der Weinwirtschaft, zehn aus der Wirtschaft, 18 von verschiedenen Institutionen, acht aus der Kultur, 23 aus der Politik, sieben von der Presse und zehn aus Tourismus und Gastronomie, von sich überzeugen. (Bei der diesjährigen Wahl in Würzburg wurde übrigens kostenlos Wein ausgeschenkt. Trotzdem konnte sich die Jury – wenn auch mit einer Stichwahl – in einer gerade noch vertretbaren Zeit einigen.)