Gänsefüßchen und Ausblick
Text + Fotos: Wolf-Dietrich Weissbach
Die im Fichtelgebirge lebende Bildhauerin Stephanie Huber hat sich auf jeden Fall etwas dabei gedacht, ihre Arbeit „Gänsefüßchen“ am Tag der Franken 2024 in Wunsiedel genau neben dem Jean-Paul-Denkmal zu präsentieren. Die gerne, manchmal auch überflüssigerweise, genutzten Schriftzeichen, Satzzeichen, Satzausdruckszeichen, Interpunktionszeichen, Anführungs- sogar Deppenanführungszeichen, Abführungszeichen, Unterführungszeichen, Tüddelchen (norddt.) oder auch Ironiezeichen werden nämlich häufig mit dem Dichter in Beziehung gebracht. Erfunden hat er sie wohl nicht, obwohl auch das von manchen ernsthaften Lokalpatrioten behauptet wird, nur gern benutzt. Der hier strapazierte Humor könnte freilich empfindsamen Seelen etwas zu deftig sein. Formal ist es richtig, daß die Gänsefüßchen am Anfang nach unten, am Ende nach oben zeigen – wofür sie in der gebildeten deutschen Geflügelzucht, wie dargestellt, eben abgehackt werden müßten.
So könnten Thomas Schlicht und seine Tochter Frieda wohl sogar die Welt erobern. Oder kann sich jemand einen schöneren Kommandostand für die Kleine vorstellen? Geschützt vor den Mißlichkeiten des Himmels und eventuell entgegenkommendem Unbill hat Frieda wirklich alles im Blick. Gut, es war hier nur das Markttreiben beim Tag der Franken in Wunsiedel, aber wer die Festrede des Landesvaters gehört hat, weiß, daß Franken ein vollwertiger Ersatz für die Welt sein kann oder sein sollte. Frieda jedenfalls nimmt das alles neugierig auf; der Blick verrät, daß sie noch Großes vorhat.
