Frankens neue Weinkönigin
Lisa Lehritter aus dem unterfränkischen Frickenhausen versteht sich als würdige Botschafterin Frankens und des Weins.
Text: Renate Freyeisen | Fotos: Wolf-Dietrich Weissbach
So ohne Krone, auf der Straße, im sportiven Outfit, würde man die neue fränkische Weinkönigin Lisa Lehritter gar nicht als solche identifizieren. Denn sie wirkt in Hosen, mit T-Shirt und Jacke, mit offenen brünetten Haaren, wie eine „normale“ junge Frau. Die 24jährige mit der großen Brille aber hat eine freundliche, sehr natürliche Ausstrahlung, wirkt im Gespräch aufgeschlossen und interessiert, überlegt und zugewandt. Sie hatte sich im Vorfeld ihrer Wahl im März in der Aschaffenburger Stadthalle „keine so großen Gedanken über den Ausgang gemacht“, war aber doch überrascht, daß sie sich so eindeutig gegen ihre zwei Mitbewerberinnen durchsetzte. Sie fühlte sich jedoch bestens vorbereitet für ihr neues Amt nach drei Jahren Studium Internationale Weinwirtschaft mit erfolgreichem Bachelor-Abschluß an der Hochschule in Geisenheim, nach der Unterstützung durch den Fränkischen Weinbauverband und vor allem, weil sie sich speziell und intensiv mit einem Coach aktuelle Themen angeschaut hatte. Mittlerweile arbeitet sie beruflich bei der GWF in der Zentrale und kann dort dankenswerterweise ihre Stunden wegen ihrer neuen Aufgabe reduzieren. Der sieht sie mit viel Freude entgegen, denn „ich bin von Grund auf ein positiver Mensch!“ Und nach ihrer bejubelten Krönung durch die derzeitige Deutsche Weinkönigin Eva Brockmann, ihrer Vorgängerin, ging es gleich im Bus nach Hause, nach Frickenhausen, wo sie schon erwartet wurde, und wo sie dann ganz entspannt im großen Freundeskreis in der ausgeräumten elterlichen Scheune feiern konnte. Ihr ist es am liebsten, sich mit Menschen zu umgeben, die sie mag; ihre anderen Hobbys, Lesen und Backen, wird sie wohl eine Weile etwas zurückstellen müssen. Sie ist sehr heimatverbunden, interessiert sich aber auch für internationale Kontakte; deshalb sind ihr gute Englischkenntnisse wichtig. Mit glücklichem Lächeln erzählt sie, daß sie von Kindesbeinen an im Weinberg ihrer Eltern quasi „aufgewachsen“ sei, praktisch schon im Kinderwagen, mit ihrer jüngeren Schwester zusammen. Seit einigen Generationen betreibt ihre Familie im Nebenerwerb Weinbau als Traubenerzeuger am Kapellenberg in Frickenhausen; die Trauben, meist für Weißweine, weniger für Rotwein, werden zum Ausbau abgeliefert in die Genossenschaft. Lisa Lehritter war seit 2019 Weinprinzessin in ihrem Heimatort, eine lange Zeit, auch wegen Corona, und konnte so die Repräsentationspflichten einer Weinhoheit von vielen Seiten kennenlernen. Sie bevorzugt selbst eher trockene Weine, probiert gern neue Sorten aus, ist aber im Zweifel mehr für den Silvaner. Alkoholfreie Weine, wie derzeit manchmal begehrt, schmecken für sie doch etwas „anders“. Wichtig erscheint für sie die gute Qualität beim Wein. In neuen Trends und bei der Vermarktung, auch online, sieht sie auch für den Frankenwein durchaus Chancen. Vorerst aber freut sie sich unbeschwert auf ihre künftigen Termine in Berlin, München oder beim Mozartfest, und vielleicht auch im Ausland und hofft, dort interessante Menschen zu treffen. Über allem aber steht ihr Leitsatz, nicht nur beim Weintrinken: „bewusst genießen, bewusst entscheiden, bewusst verzichten!“ In dieser Weise versteht sie sich als würdige Botschafterin Frankens und des Weins.