In Friesenhausen (Ortsteil von Aidhausen, Lkr. Haßberge) …
Was es hier nicht gab, gab es vermutlich gar nicht – oder so ähnlich! Wer würde auch heute nicht gerne in so einem Geschäft einkaufen? Andrea Meub, die „Inhaberin“ des „Gemischtwarenladens Jakob Schmidt“ in Friesenhausen. Den Metallgriff gedrückt, die moosgrüne Kassettentür ein paar Zentimeter aufgestoßen, die alte Ladenglocke ausgelöst: Ein helles „Ringring“ und schon sind wir in einer anderen Welt. Einer sehr beglückenden. Als Andrea Meub vor acht Jahren das erste Mal seit ihrer Kindheit den „Gemischtwarenladen Jakob Schmidt“ in Friesenhausen (Lkr. Haßberge) wieder betrat, [...]
Ausgabe September / Oktober 2021 | Landleben
In Deutschland stehen über 100 vom Aussterben bedrohte Nutztier-Rassen auf der „Roten Liste“. Das oberfränkische Kleinwendern ist Bayerns erstes Arche-Dorf. Bedrohte Arten wie das Sechsämter-Rotvieh, das Coburger Fuchsschaf oder das Deutsche Reichshuhn haben hier ein Refugium.
Anna, ein Coburger Fuchsschaf, mag Grün, war aber nicht wahlberechtigt. Ein seltenes Landidyll: Auf einer der sattgrünen Fichtelgebirgswiesen steht eine Herde außergewöhnlicher, rotbrauner Kühe. Fast alle haben weiße Schwanzspitzen und helle Hörner. Beinahe wäre das berühmte „Sechsämter-Rotvieh, das als Rasse wohl schon seit über 3000 Jahren als „Keltenvieh“ existiert, ausgestorben. Deshalb startete der Naturpark Fichtelgebirge im Jahr 2012 ein Rettungsprojekt: In Kleinwendern wurde mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde und des Bayerischen Umweltministeriums eine Weide eingerichtet und eine kleine Herde Roten Höhenviehs aus der nahen Oberpfalz [...]
Ausgabe Mai / Juni 2021 | Landleben
Das Land? Das Dorf? Sind es noch immer idyllische Bilder, die da die Phantasie von Städtern beflügeln? Wogende Getreidefelder gesprenkelt mit knallrotem Mohn und leuchtend blauen Kornblumen. Das in ein Tal gekuschelte Dorf, überragt vom Kirchturm …? Oder ist man zwischenzeitlich eher desillusioniert?
Mitunter wollen die „Landbewohner“ einfach nicht, wie sie sollen. Der direkte Blick auf das ländliche Hier und Jetzt zeigt jedenfalls immer mehr Felder, die nach dem Vorbild durchrationalisierter LPGs zu gigantischen Flächen für Monokulturen geworden sind. Der kleine bis mittelständische Bauer sieht sich nur allzu oft mächtigen Agrarkonzernen gegenüber. Ein Kampf wie zwischen David und Goliath, nur bislang mit wenig Hoffnung für den Sieg des Schwächeren. Felder sind auf Maximalertrag zu trimmen. Mittels genmanipulierter Pflanzen, den Einsatz von Kunstdünger, insektenbefreit durch Herbizide und Pestizide, effizient [...]
Ausgabe Mai / Juni 2021 | Landleben
Von wegen Romantik: Der Beruf des Schäfers ist hart und dazu noch schlecht bezahlt. Die Schafbeweidung von Photovoltaikflächen wäre ein Zukunftskonzept, das das Einkommen der Schäfer sichern könnte.
Den gefilzten Schlapphut auf dem Kopf, ein Pfeifchen schmauchend und bequem auf den Schäferstab gestützt, beobachtet der Hirte in aller Ruhe seine Herde. Welche Romantik – und welche Symbolkraft! In der Kunst wird das Bild der ländlichen Idylle mit Hirtenszene als Pastorale bezeichnet (vom lateinischen „Pastor“: „Hirte“). In Renaissance und Barock wurden diese Darstellungen als Ideal ländlicher Einfachheit und Ruhe kultiviert; man findet sie ebenso im Rokoko, im Klassizis-mus, in der Frühromantik und der Romantik des 19. Jahrhunderts. Und dann natürlich das Schaf: Seit Jahrtausenden [...]
Ausgabe März / April 2021 | Landleben
Das Künstler-Ehepaar Krystyna Hurec-Diaczyszyn und Karol Hurec hat sich den Traum vom Leben auf dem Land erfüllt. Der Katharinen-Hof in Stockheim ist ein Ort, an dem Mensch, Tier, Natur und Kreativität bestens gedeihen.
Sie ist größer als erwartet, die Nase von Sir Reginald, vor allem, wenn man sie ganz dicht vor sich sieht. Und er kann sie offenkundig in alle Himmelsrichtungen drehen. Dafür hat er den besten Grund der Welt, denn auf dem schön gedeckten Tisch im Garten steht frisch gebackener Apfelkuchen. Neben dem fränkischen Klassiker „Kloß mit Soß‘ “ ist Gebäck eine der kulinarischen Leidenschaften von Sir Reginald, der er einfach nicht widerstehen kann. Er folgt seinem markanten Riechorgan, will sich geradewegs ein kleines Stückchen vom Kaffeetisch mopsen, [...]