Der Franke gilt gemeinhin als spröde, verschlossen, ja maulfaul, kann aber durchaus als Stimmungskanone auflaufen und tut dies, wie inzwischen bundesweit bekannt, auch regelmäßig, seit 1988 bei der Veitshöchheimer Fastnacht und gewissermaßen zum Vorglühen bei der Närrischen Weinprobe im Keller der Würzburger Residenz.
Infos hierzu: www.br.de/fastnacht Kaum zu glauben, aber der Franke, der gemeinhin als spröde, verschlossen, ja maulfaul gilt, kann durchaus zur Stimmungskanone mutieren. Vermutlich ist das seiner ursprünglichen Herkunft aus dem Niederrheinischen geschuldet. Auf seinem Weg nach Süden etwa ins Mainfränkische zu Zeiten der Völkerwanderung – ganz sicher vorbei an Köln und dem Flüßchen Düssel! – muß er sich damals, als die medizinische Maske noch nicht erfunden war, mit dem dortigen Karnevalvirus, in der Mutante Fastnacht, infiziert haben. Das scheint bis heute zu wirken. Seit geraumer [...]
Ausgabe März / April 2022 | Brauchtum
Stadt- und Zeitgeschichte, Politik und Kunst – ein Schützenverein wäre wahrlich nicht die erste Adresse, die einem dazu einfallen würde. Ganz anderes gilt für die Königlich Privilegierte Schützengesellschaft Mainbernheim von 1382. In ihrem Schützenhaus hängt eine seit 1783 kontinuierliche Folge von bis dato 239 Schützenscheiben. Runde Holzscheiben, die wie ein Geschichtsbuch den Zeitenlauf bei den Schützen spiegeln, im Städtchen Mainbernheim vor den Toren Kitzingens, in Deutschland, der Welt und darüber hinaus.
Runde Holzscheiben, kaum 80 Zentimeter Durchmesser, die wie ein Geschichtsbuch den Zeitenlauf bei den Schützen spiegeln, im Städtchen Mainbernheim vor den Toren Kitzingens, in Deutschland, der Welt und darüber hinaus. Es ist offenbar die größte zusammenhängende Sammlung historischer Schützenscheiben in Deutschland, ihr kulturhistorischer Wert ist entsprechend. Hasen und Fasane, die typischen Sujets, sucht man hier nämlich fast vergebens. Von der Mainbernheimer Stadtmauer bis zur Mondlandung und zurück reichen die Motive der kunstvollen Schützenscheiben. Ehrenvolle Preisgaben sind sie, auf die noch bis 1937 direkt geschossen wurde, [...]
Ausgabe November / Dezember 2018 | Brauchtum
Egbert Schmitt ist ein Mann mit einem besonderen Gespür für Menschen und Gesichter, seinen Mitmenschen verhilft er nicht selten zu einem hölzernen Zwilling.
Ortshonoratioren So richtig klassisch gelernt hat Egbert Schmitt das Schnitzen nie. Aber fasziniert hat es ihn von Kindesbeinen an. „Schnitzereien haben mich schon immer magisch angezogen“, erinnert er sich. „Wenn wir im Urlaub im Bayerischen Wald waren, bin ich an keinem Geschäft mit Holzschnitzereien vorbeigekommen.“ – Die horrenden Preise dagegen hätten ihn eher abgeschreckt. Und so begann er mit 30 Jahren einfach nach dem Schnitzmesser zu greifen und anzufangen. „Es war um die Weihnachtszeit, Geld war nicht so viel da, aber eine Familie, und die [...]
Brauchtum
Es ist die alte Stadt Nürnberg nicht mehr, Die ich heut seh, da ich nun wiederkehr Nach Krieg und Brand und nach viel schwerer Zeit. Wo ist der Glockenchor und sein Geläut. Sankt Sebald und die ganze Schar Von Türmen, die ihm Heimat war?
So lautet der Prolog, den das Nürnberger Christkind am 3. Dezember 1948 spricht, als es auf einem Holzpodest vor der stark beschädigten Frauenkirche steht. Sein Blick schweift über die von der Dunkelheit gnädig verhüllte Trümmerwüste der Stadt. Zum ersten Mal nach den verheerenden Kriegsjahren und nach dem zermürbenden Hungerwinter von 1947 wird er wiedereröffnet, der Christkindlesmarkt, „dies Städtlein in der Stadt, aus Holz und Tuch“. Dicht gedrängt stehen die Menschen, Frauen mit zu dünnen Mänteln, Männer, schlackernde Hosen um die mageren Beine – so sie [...]