Ausgabe Januar / Februar 2011 | Adel

Eine Art Sport …

Mitten in der Fränkischen Schweiz thront die hochmittelalterliche Burg Egloffstein über dem Trubachtal. Auf dem Stammsitz der Adelsfamilie kann man nicht nur seine Ferien verbringen; Brautpaare können dort auch im historischen Ambiente der Burg ihre Hochzeit feiern.

Text: Bernd Schober | Fotos: Wolf-Dietrich Weissbach
Auch im tiefsten Winter ein wunderbares Bild: Burg Egloffstein.

Hoch auf einer Felsnase sitzt die Burg Egloffstein. Die Hauptgebäude sind mit hellem Kalkputz versehen, und die Mauerkanten ziert eine rote Quaderung, die Bossen genannt werden. Sie sollen die Versteifung der Ecken andeuten. Die rotweiße Farbgebung symbolisiert außerdem eine sehr frühe Zugehörigkeit zu Franken. Von der Burg aus reicht der Blick weit ins Land, bis hinauf zu der südostwärts gelegenen Burg Hiltpoltstein. Tief im Tal kann man die Häuser der Gemeinde Egloffstein sehen. Es ist schon ein idyllisches Fleckchen Erde, das entlang des Trubachtals liegt. Bereits im 12. Jahrhundert ließ sich die Familie Egloffstein hier nieder und errichtete die Burganlage. Diese wurde 1180 erstmals urkundlich erwähnt. 1358 stiftete die Familie Egloffstein eine Kaplanei innerhalb der Burg. Nachdem es mehrfach zu Auseinandersetzungen zwischen den von und zu Egloffstein und dem Bamberger Bischof gekommen war, erzwang das Hochstift Bamberg 1509 Öffnungsrechte für bestimmte Burgteile. Diese wurden jedoch nie in Anspruch genommen.

Den Städtekrieg (1449 –1450) überstand die Burg ohne größere Schäden. Sie wurde jedoch im Bauernkrieg im Jahr 1525 niedergebrannt. Nach ihrem Wiederaufbau erlitt sie während des dreißigjährigen Krieges erneut so starke Beschädigungen, daß sie nicht mehr in vollem Umfang wieder hergestellt wurde. Die heutige Gestalt der Burganlage resultiert aus der ursprünglichen Kernburg sowie Um- und Anbauten, die im 18. und 19. Jahrhundert stattgefunden haben. Der älteste Teil der Burg ist der dreigeschossige Palas, der durch seine exponierte Lage auf dem Jurafelsen von drei Seiten uneinnehmbar war. Direkt daneben wurde kurze Zeit später die große Kemenate errichtet, die über offene Kamine verfügte und somit auch als Unterkunft für Frauen geeignet war. Die gefährdete Seite der Anlage wurde durch einen massiven Wehrturm geschützt, sowie durch eine auf Höhe westlich angelegte Vorburg. Diese war Anfang des 18. Jahrhunderts hinsichtlich ihrer Schutzfunktion überflüssig geworden. In dieser Einrichtung entstanden in der Folgezeit mehrere Bauernanwesen. Eine Besonderheit stellt das heute noch zu besichtigende Burgverlies dar. Dieses wurde von den Gerichtsherren in einer Felsspalte unter der Kernburg eingerichtet. Wie man sich leicht vorstellen kann, war der Aufenthalt in einem solchen Gefängnis alles andere als angenehm.

Die Bärentöter

Albrecht Christoph Freiherr von und zu Egloffstein mit Ehefrau Sibylle im Turmzimmer der Burg Egloffstein.

Burg Egloffstein ist auch heute noch Stammsitz der Adelsfamilie, die den 1850 wanderte Friedrich nach Amerika aus und machte sich dort sowohl als Landvermesser als auch im amerikanischen Bürgerkrieg als General auf der Seite der Nordamerikaner einen Namen. Die heutigen Burgherren haben viele Jahre lang die Hauptburg und nahezu alle Nebengebäude saniert. Da der zur Burg gehörende Grundbesitz unbedeutend ist, gelang diese Maßnahme nur in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Freistaats Bayern und des Regierungsbezirks Oberfranken. Für die laufenden Kosten zur Instandhaltung der Gebäude dienen die Einnahmen aus der Vermietung der Ferienwohnungen und das Geld, das durch die Burgführungen eingenommen wird. Sporadisch finden auch Trauungen in einem als Standesamt genutzten Teil der Burganlage oder in der Schloßkirche, die sich neben der Wehranlage befi ndet, statt. Die Führungen durch die Burg werden von den Freiherren persönlich vorgenommen. Ab nächstem Jahr wird es auch Führungen speziell für Kinder geben. Die Ferienwohnungen, haben ihren besonderen Reiz durch den Umstand, daß der Burgfelsen in die Räumlichkeiten hineinragt. Wenn man den Berg, auf dem das Bollwerk steht, erklommen hat, findet man links das Vogthaus. Dieses Gebäude war Sitz des Amtsvogts und des Patrimonialgerichts. Unmittelbar daneben ist der Eingang in die Schloßkirche St. Bartholomäus, die anstelle einer früheren Burgkapelle 1750 im „Bauernbarock“ erbaut und von der Familie Egloffstein der evangelischen Kirchengemeinde des Ortes gestiftet wurde. Aus diesem Grunde befindet sich über dem Portal das Stifterwappen. Bemerkenswerte Objekte in der Kirche sind die beiden Holzfiguren rechts und links der Kanzel, die Moses und Aaron darstellen. Sie wurden von einem Bamberger Künstler der damaligen Zeit aus einem einzigen Lindenstamm gefertigt.

Burgführungen auch speziell für Kinder

Seit jeher nimmt die Familie Egloffstein in der Geschichte von Kirche und Dorf eine wichtige Rolle ein. Belege hierfür sind im Altarbereich das Epitaph des Hironimus von Egloffstein und eine Gedenktafel für Leonhard von Egloffstein. 1855 stifteten die Egloff stein die „Kinderbewahr-Anstalt“, einen Vorläufer des Kindergartens. Auch heute wird noch an das Wohl des Nachwuchses gedacht. Alljährlich findet im Sommer unter dem Motto „Kinder helfen Kindern“ ein Nachmittag für die Kleinen statt. Bei dieser Veranstaltung gibt es eine Theateraufführung, eine Burgführung und eine Verköstigung für die Besucher. Mit dem Erlös werden Einrichtungen unterstützt, die zum Wohl der Kinder sind. Weiter bergauf trifft man auf das im 18. Jahrhundert erbaute, herrschaftlich anmutende Amtshaus, welches das ursprüngliche Vogthaus ersetzt. An der Westseite dieses Barockbaus erkennt man deutlich das Familienwappen der Adelsfamilie. Es befand sich früher an einem Geschützturm, der den Zugang zur Kernburg sicherte. In mehreren, um die Burg herum angelegten Gärten, kann sich der Besucher an einer Fülle von blühenden Blumen und Sträuchern erfreuen. (Im Winter natürlich nicht.)

Am Rand dieser Gartenanlage befindet sich ein großer eiserner Pavillon. Er wurde früher in der Sommerzeit an das Flüßchen Trubach gebracht und fungierte als Teehaus für die adligen Familie. Mit Gardinen versehen konnte man sich hier auch, vor neugierigen Blicken geschützt, zu einem erfrischenden Bad umkleiden. Die zeitgenössische Kunst findet man in diesem Garten in Gestalt einer überlebensgroßen Frauenskulptur. Sie wurde von einer Künstlerin aus der Nachbarschaft erschaffen. Die großen Außenanlagen und die Burg selbst erfordern natürlich einige Arbeit an Pflege und Instandhaltung des Adelssitzes. „Meine Frau und ich sehen es als eine Art von Sport an“, erzählt mir der Baron. Und das muß man wohl auch. Einiges an Herzblut gehört ja dazu, um ein historisches Gebäude dieser Art in Stand zu halten. Und für ein Objekt wie Burg Egloffstein lohnt sich dieser Einsatz auf alle Fälle. 􀂄

„Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.“ Natürlich wurde diese Kanone seit Jahrhunderten nicht mehr gebraucht.

 

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