Ausgabe Juli / August 2024 | Medien

Der BR feiert

75 Jahre BR Studio Nürnberg – das wurde drei Tage lang ausgiebig gefeiert. Mit einer traditionellen Fränkischen Kärwa. Auf dem BR-Gelände an der Nürnberger Wallensteinstraße mit Live-Sendungen, Tanz, Musik und Unterhaltung.

Text: Gunda Krüdener-Ackermann | Fotos: Wolf-Dietrich Weissbach

75 Jahre BR Studio Nürnberg – das wurde drei Tage lang ausgiebig gefeiert. Mit einer traditionellen Fränkischen Kärwa.

Die Wettervorhersage verhieß nichts Gutes: Aussichten auf Starkregen und Gewitter ließen die Macher der Fränkischen Kärwa im Park bangen. Seit Monaten liefen hier die Vorbereitungen, um 75 Jahre BR-Studio Nürnberg fränkisch-traditionell zu feiern. Zum Glück hatte Petrus da oben dann doch ein Einsehen, ließ zwischenzeitlich zwar immer wieder dunkle Wolkenwände gefährlich dräuen, aber fast punktgenau zum Start der dreitägigen Festivitäten (21. bis 23. Juni) hörte es zu regnen auf. Nur Legionen von Nacktschnecken bevölkerten noch den regennassen Weg zum eigentlichen Festplatz, was die Schritte der hinzuströmenden Besucher sicher bremste. So nahm sich der eine oder andere Besucher dann wohl doch Zeit für die am Rande des Weges aufgestellten Infotafeln und Hörstationen über die zurückliegenden 75 Jahre fränkischer Rundfunkgeschichte. Dann pünktlich um 16.30 Uhr der Faßanstich durch Studioleiter Tassilo Forchheimer, der davor einen Mordsbammel hatte, wie er im Nachhinein in einem Interview gestand. Es war sein erster Anstich, den er jedoch bravourös, ermuntert von zünftiger Musik des oberfränkischen Quintetts „Dadaraa“, mit gerade mal drei Schlägen meisterte. Das Bier konnte fließen, die Kärwa war eröffnet.

Wirklich live, liver geht gar nicht: Karin Schubert, Charly Hilpert und Julia Büchler (r) moderieren die Frankenschau – so entsteht ein Bild-im-Bild-im-Bild.
Wirklich live, liver geht gar nicht: Karin Schubert, Charly Hilpert und Julia Büchler (r) moderieren die Frankenschau – so entsteht ein Bild-im-Bild-im-Bild.

Das kleine Glück der Menschen

Zusammen mit reger Unterstützung des süddeutschen Schaustellerverbandes hatte man das Rundfunkgelände in einen veritablen Festplatz verwandelt. Neben verschiedenen Buden, in denen man z. B. über lokale Volksmusik informierte oder fränkische „Devotionalien“ verkaufte, gab es unter BR-blauen Zeltdächern eine Menge Spiel und Spaß: ein Glücksrad etwa oder diverse Geschicklichkeitsspiele, bei denen jeder zumindest ein kleines Give-away gewinnen konnte. Einen besonderen Preis konnte man mit einem BR-Los ergattern: zwei Eintrittskarten für die Generalprobe der nächsten Fastnacht in Franken. Natürlich durften die Stände für gebrannte Mandeln oder Zuckerwatte und vor allem die Fahrgeschäfte nicht fehlen. Eine Riesenrutsche, ein Kinderkarussell und als besondere Attraktion neben einer Kärwa-Orgel ein hundert Jahre altes Kettenkarussell im Originalzustand. Noch immer verrichtet das unermüdlich seinen Dienst jedes Jahr auf der Oidn Wiesn des Münchner Oktoberfestes. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt. In Nach-Corona-Zeiten auf Volksfe­sten beileibe keine Selbstverständlichkeit mehr, wie Lorenz Kalb, der Vorsitzende des Süddeutschen Schaustellerverbandes, in einem Interview auf der BR-Tribüne zu bedenken gab. In einem Gespräch mit Maria Bauer (Redaktion Volksmusik, BR Heimat) bot sich für ihn die Gelegenheit, einem breiteren Publikum die zunehmenden Schwierigkeiten des Schaustellergewerbes nahezubringen. Allein von bislang vier Giggalas-Bratereien, beklagt Kalb, gibt es jetzt nur mehr eine. Hinzu kommen wachsende bürokratische Hürden und steigende Energiekosten, ganz zu schweigen vom Personalmangel. Lorenz Kalb, der die Tradition der Kärwa wie von Volksfesten überhaupt hochhält, zieht eine nachdenkliche Bilanz. „Das kleine Glück der Menschen“, wie er die Begegnungen auf einem Festplatz, in einem Bierzelt nennt, droht auf der Strecke zu bleiben. Letztendlich ist es vor allem das Miteinander über alle Generationen und soziale Schichten hinweg, das Kalb an einer Kärwa so schätzt.

Typische Volksfestattraktionen waren „satt“ vertreten.
Typische Volksfestattraktionen waren „satt“ vertreten.

Twist war das nicht, aber das war wohl auch nicht erwünscht.
Twist war das nicht, aber das war wohl auch nicht erwünscht.

Kein langweiliger Festakt

Das brachte auch das Studio Franken dazu – wie Tassilo Forchheimer betont – keinen „langweiligen Festakt“ zum 75. Geburtstag zu zelebrieren. Im Zentrum sollte vielmehr das fröhliche, ungezwungene Miteinander von jung und alt stehen. Dabei wird dem Publikum rund um die Uhr eine Menge geboten. Sei es mit dem dreitägigen bunten Bühnenprogramm, das mit Musik, Unterhaltung und sogar Tanz für jeden etwas bereithält. Im Zentrum natürlich fränkische Volks-, vor allem Blas- und Akkordeonmusik, gespickt mit humori­stischen Einlagen etwa des Nürnberger Comedian Sven Bach. Dem fränkischen Humor widmete man vor Ort außerdem eine Folge des beliebten BR2-Hörfunkformates „Eins zu Eins. Der Talk“. Auf der Kärwa-Bühne direkt aufgezeichnet wurde das launige Gespräch von Moderator Achim Bogdahn und der Kabarettistin Ines Procter. Als „Putzfraa“ ist sie mit ihren erfrischend heiteren Einlassungen über die Erlebnisse und Gedanken ihres Berufsstandes zwischenzeitlich gern gesehener Gast bei der „Fastnacht in Franken“. Auch das Gefühl, einmal selbst live beim Fernsehen dabeizusein, kam für die Besucher auf dem BR-Gelände nicht zu kurz. Moderiert von Julia Büchler, Karin Schubert und Charly Hilpert konnte das Publikum eine „Frankenschau aktuell“ für Mittelfranken, die jeweils an Werktagen im Fernsehen ausgestrahlt wird, miterleben. Zuvor gab es Gelegenheit, sich mit einem Blick hinter die Kulissen über das, modern gesprochen, „Making of“ der Sendung genauer zu informieren. Auch mit Studioführungen ermöglichte man kleinen Gruppen ein kurzes Eintauchen u. a. in die Welt der Aufnahme- und Übertragungstechnik.

Tassilo Forchheimer, der Leiter des BR-Studios Franken, war an diesen Tagen so selten wie sonst kaum vor der Kamera bzw. überhaupt auf Sendung.
Tassilo Forchheimer, der Leiter des BR-Studios Franken, war an diesen Tagen so selten wie sonst kaum vor der Kamera bzw. überhaupt auf Sendung.

Julia Büchler läßt sich von Lorenz Kalb, dem Vorsitzenden des Süddeutschen Schaustellerverbandes natürlich auch von den Problemen seines Gewerbes berichten.

Gelungene Geburtstagsfeier

Fränkische Lebensart in vielen Facetten – da durfte natürlich auch die Kulinarik nicht zu kurz kommen. Deshalb ein kurzes Gespräch mit der Mittelfranken-Patin, der Promi-Köchin Diana Burkel. Seit 2009 kocht sie im TV bei „Wir in Bayern. Lust auf Heimat.“ immer wieder Leckeres aus der Region. Dieses Mal, sicher in Ermangelung der entsprechenden Ausrüstung wie Herd, Töpfen und Pfannen, präsentierte sie ein fränkisches Fastfood: „Stadtwurst mit Musik“. Das steht und fällt mit einer guten Wurstqualität, allerdings bei vielen Metzgern in Franken eine Selbstverständlichkeit. Mit dem ökumenischen Gottesdienst am Sonntagvormittag erinnerte das BR-Fest dann auch an den eigentlichen Sinn der vor rund 1000 Jahren in Franken entstandenen Kirchweihtradition. Ursprünglich nämlich feierte man damit den Namensgeber einer Kirche.

Aber man muß auch ehrlicherweise einräumen, daß manches Beiwerk einer echten Kärwa schon fehlte. Das mit dem Kärwa-Baum wäre sicherheitstechnisch auf dem BR-Gelände schlichtweg zu aufwendig gewesen. Auch auf die traditionelle „Kärwa-Sau“ wurde verzichtet. Ob es allerdings ein Schaden war, sei dahingestellt. Das hätte nämlich am Ende der Kirchweih bedeutet, den Burschen zum Sieger, respektive zur Sau zu küren, der im Laufe der Festtage das meiste Bier getrunken hatte.

In jedem Fall war dieser gelungene, moderne Kärwa-Mix zum 75. Geburtstag des BR-Studio Franken beim Publikum und damit für die Macher ein voller Erfolg. Das gemeinsam gesungene Frankenlied am Schluß der Veranstaltung mag ein Indiz dafür sein.

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