Unwiderstehlich nostalgisch
Text: Ralf | Fotos: Wolf-Dietrich Weissbach
Der Bamberger Antikmarkt ist seit mehr als 20 Jahren ein Glücksfall für Schatzsucher und Liebhaber schöner Dinge. Im vergangenen Herbst präsentierten 350 Händler in der historischen Altstadt ihre Waren. Da wartete eine alte Zither darauf, daß ein Flaneur ihren Saiten melancholische Klänge entlockt. Vor einem Kaufhaus schwebten an deckenhohem Gestänge Dutzende von Kronleuchtern und verströmten einen Hauch von Festsaal. Darunter wartete feines Porzellan neben antiquarischen Büchern. Der Sog ist stets unwiderstehlich. Hochwertige Antikwaren und schönen Trödel in dieser Geballtheit findet man selten. Weiter auf der Jagd nach Schätzen, bleibt man staunend vor noch nie gesehenen Objekten stehen. Eine geschnitzte Figur, deren historische Echtheit allerdings nicht belegt ist, stattlich und etwas derb in den Proportionen, präsentiert auf einer Platte ihr Attribut: abgeschnittene Brüste. Agatha, so der Händler, eine sizilianische Schönheit, die den Antrag eines römischen Statthalters ablehnte und daraufhin aufs Grausamste gefoltert wurde. Eine lieblichere Geschichte erzählt ein anderes Markt-Highlight. In eine kleine hölzerne Theaterbühne ist ein Dutzend geschnitzte, ausdrucksstarke Marionetten eingehängt: König, Ritter, Prinzessin und Teufel sind auf Anhieb zu erkennen. Darüber ist ein gemaltes Bühnenbild installiert, das die bunte Szenerie von Shakespeares Sommernachtstraum entfaltet. Der Händler aus München ist stolz auf seinen Schatz und hat damit auch die Jury überzeugt. Der Veranstalter, der Bürgerverein Bamberg Mitte e.V., achtet auf hohe Qualität der Marktware. Am Morgen vor dem Besucherstart werden die Stände bewertet. „Richtige Schulnoten“, so der Händler, mindestens eine 3 ist Voraussetzung für die weitere Zulassung.