Ausgabe Mai / Juni 2023 | Kultur

Erster Kunstpreis der Stadt Aschaffenburg

Text: Eva-Suzanne Bayer
Dino Calendula, To new beginnings, 2022, Keilrahmen mit Acrylicfarbe mit Pinsel und Acrylicmarker, Foto: privat
Dino Calendula, To new beginnings, 2022, Keilrahmen mit Acrylicfarbe mit Pinsel und Acrylicmarker, Foto: privat

Seit Jahren schon werden in der Aschaffenburger Kunsthalle Jesuitenkirche die neuesten Werke der heimischen Kunstszene präsentiert. Aktuell aber gibt es dazu noch einen besonderen Anreiz. Erstmals wird am 26. Mai der neu geschaffene „Kunstpreis der Stadt Aschaffenburg“ verliehen, der von privaten Förderern mit 5 000 € ausgestattet ist. Eine sechsköpfige Jury aus Fachleuten der Kunst- und Kulturszene wird unter den eingereichten Werken von 43 Kunstschaffenden, die entweder einen biographischen Bezug zur Region haben oder sich thematisch in der Region verorten, eine herausragende Arbeit auswählen. Gleichzeitig wird ein Publikumspreis verliehen, über den die Besucherinnen und Besucher während der Ausstellung abstimmen können. Das Preisgeld von 2 000 € stellt der Förderkreis der Kunsthalle zur Verfügung. Und weil als Medienpartner für die Vergabe des Kunstpreises das Medienhaus „Main-Echo“ gewonnen werden konnte, gibt es, auch das eine Premiere, zusätzlich einen Leserpreis: Unter allen Abstimmenden wird ein vom Medienhaus angekauftes Kunstwerk verlost.

Beim Zustandekommen der Ausstellung in der Jesuitenkirche wirkte die Gruppe Aschaffenburger Künstler (GAK) mit, die auch das Motto der diesjährigen Schau entwickelte: „Miss you“. Verluste, dadurch entstehende Einsamkeit und das Gefühl von Verlassenheit und Isolation, werden ein immer gravierenderes soziales Problem. Der langwierige Lockdown während der Corona-Zeit verschärfte diese Situation und machte sie für jedermann schmerzlich nachvollziehbar.

Einige der Kunstschaffenden, die teilnehmen, gehen dezidiert auf die Corona-Problematik ein, etwa Maria Nevermann mit ihrer Kette aus Puppenhänden (Plakatmotiv des Kunstpreises), die sich zueinander strecken, aber nicht zueinander finden. Sie verarbeitet die Erfahrung aus der Coronakrise, ihre eigene Mutter nicht mehr umarmen zu dürfen. Oder Jörg Peters­kofsky, der mit Ärzten in Schutzanzügen auf Pressebilder zu Covid eingeht. Oder Jutta Walter, die das Reisen in der Coronakrise vermißte. Insgesamt sind vier Schwerpunktthemen gesetzt: Gesellschaftskritik, Ich und das andere, überhaupt die Beschäftigung mit dem Ich, also beispielsweise Einsamkeit, Veränderungen innerhalb der Gesellschaft, Verlust von Lebensfreude. Und es spielen schließlich Trauer, Tod, Erinnerungen und Vergänglichkeit in den Arbeiten eine wichtige Rolle.

Konrad Franz, Erinnerung / Abschied, 2022, Mischtechnik auf Sperrholz, ­Kettensäge, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: privat
Konrad Franz, Erinnerung / Abschied, 2022, Mischtechnik auf Sperrholz, ­Kettensäge, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: privat
Jürgen Aulbach, Vaters Tod, 2009, Öl auf Leinwand, Foto: privat
Jürgen Aulbach, Vaters Tod, 2009, Öl auf Leinwand, Foto: privat
Frank Bubenzer, Ohne Titel (Weißes Zimmer), 2015, Collage auf Holz, Foto: privat
Frank Bubenzer, Ohne Titel (Weißes Zimmer), 2015, Collage auf Holz, Foto: privat

Natürlich ist der Themenschwerpunkt zu ernst, um allzu Fröhliches, Optimistisches in kräftigen, leuchtenden, freundlichen Farben in den Vordergrund zu rükken. Die Farben – siehe Peterskofsky, Calendula, Eckert, Friedrich, Kessler, Kadow, Schwarzer, Richter, Stachora, – fehlen aber nicht, und das gilt sowohl für die figurativen als auch die informellen Werke.

Susan Blasius, Die Erinnerung macht blau, 2008, Acryl und Papier auf Leinwand, Foto: privat
Susan Blasius, Die Erinnerung macht blau, 2008, Acryl und Papier auf Leinwand, Foto: privat
GISELDA (Kollektiv), o. T., 2023, Multimediale ­Instal­lation mit KFZ-Rückspiegelgläser und digitaler ­Video­projektion, Foto: privat
GISELDA (Kollektiv), o. T., 2023, Multimediale ­Instal­lation mit KFZ-Rückspiegelgläser und digitaler ­Video­projektion, Foto: privat
Constanze Fries, Leere Plätze, 2022, Acryl und Buntstift auf Leinwand, Foto: privat
Constanze Fries, Leere Plätze, 2022, Acryl und Buntstift auf Leinwand, Foto: privat

Auch technisch ist der Bogen weit gespannt. Zwar dominiert die Malerei. Doch neben einigen Pla­stiken und wenigen Fotoarbeiten gibt es auch Mixed-Media Arbeiten mit Fundstücken oder sogar Werke mit Videoprojektionen oder digitale Gegenüberstellungen. Dadurch wird die Ausstellung überaus spannungsvoll und abwechslungsreich. Keine leichte Aufgabe für die Jury. (bis 9.7.2023)

Dagmar Eckert, Elisabeth Charlotte, 2022, Öl auf Leinwand, Foto: privat
Dagmar Eckert, Elisabeth Charlotte, 2022, Öl auf Leinwand, Foto: privat

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