Falsch belichtet?

Wenn es um die Printmedien derzeit nicht so ganz arg gut zum besten steht, dann können das die (daran ohnehin völlig unschuldigen) Pressefotografen natürlich auch nicht reißen. Immerhin – um das kurz einzufügen – kann die SZ noch frei z. B. auf einer Dreiviertelseite (27.12.22) über die südkorea­nische K-Pop-Sängerin Youha berichten, die von ihrer Plattenfirma fallengelassen wurde, obwohl sie den Text für ihren Song („Ich bin deine Insel“) sogar selbst geschrieben hat. 

Wir wollen hier aber nicht vordringlich über LeserInneninteressen, Auflagenhöhe, … überhaupt auf die wirtschaftliche Situation der Medien anspielen; hier soll nur angedeutet werden, was einem aus Anlaß des letztjährigen Pressefotopreises des Bayerischen Journali­stenverbandes direkt sozusagen ins Auge springt. 

Bayern ist gottlob vor allem ­Oktoberfest und Oberammergau. Anscheinend ist es der Jury nun abermals gelungen, mit den prämierten Arbeiten den journalistischen Auftrag des Berufsstandes den Wünschen der Staatsregierung entsprechend zurechtzurücken. Was, wie aus Kreisen der Juroren zu hören war, offensichtlich mittels der über 900 eingereichten, oft herrlichen Fehlbelichtungen (Almabtrieb, Lederhose, Gamsbart, überhaupt Berge und so), ohnehin ein Leichtes war. 

Die Jury durfte mit bemerkenswertem journalistischen Gespür wieder aufs Bewährte einnorden und – was natürlich nur inoffiziell mitgeteilt wurde – eben „politische Entscheidungen“ treffen. Kreative Kollegen soll das schon veranlassen, dem BJV Bayern und Mainfranken vorzuschlagen, die Ausschreibung des Pressefotopreises fürderhin zu optimieren. Man brauchte ja lediglich ein Dutzend erfahrene Fotografen anschreiben: Liebe Kollegin, lieber Kollege, wir freuen uns, Dir mitteilen zu können, daß Du in der Kategorie xyz den 1. Preis gewonnen hast. Bitte schicke uns das von Dir dafür vorgesehene Foto in repräsentativer Ausarbeitung und gerahmt für die Aufnahme mit der Ministerin bis zur Preisverleihung im Bayerischen Landtag am Soundsovielten zu. (Lediglich beim Newcomer-Award, zu dem verrückterweise immer wieder auch Serien aus Krisenbereichen bzw. -gebieten – und seien es bloß die Alpen oder mittelständische Unternehmen –  eingereicht werden, die mit der bayerischen Lebenswirklichkeit mitunter nicht einmal zu tun haben und in den verbliebenen Printmedien ohnehin kaum vorkommen, sollte eine Form der Ausschreibung gewählt werden, die den Nachwuchs weder in Sachen Beziehungspflege überfordert noch hinsichtlich der beruflichen bzw. gesellschaftspolitischen Möglichkeiten desillusioniert.)

Und man sollte beim BJV zukünftig darauf achten, daß die im Katalog noch vorhandene Unterabteilung „Pressefoto Unterfranken“ in puncto journalistischer und fotografischer Qualität nicht zu sehr vom bayerischen Niveau abweicht. 

Übrigens: Daß die unterfränkische Jury nicht namentlich vorgeführt wird, ist natürlich schade. Andererseits, daß zum Wettbewerb eingereichte, auffallende, aber nicht prämierte Arbeiten im Katalog keinen Platz finden, ist hingegen sehr lobenswert. Vielleicht könnte man zukünftig sogar, die in Unterfranken prämierten Fotos im Katalog auf maximal vier Seiten (statt acht) eindampfen. Einfach nur, um ihren marginalen Stellenwert noch deutlicher zu machen, und vor allem auch um die in der Öffentlichkeit womöglich noch vorhandene Erinnerung daran, daß der Bayerische Pressefotopreis ursprünglich eine Erfindung des BJV-Mainfranken war zu tilgen.

Daß solche Verfahrensweisen möglich sind, machte unmittelbar nach Bekanntgabe der Preisträger 2022 die Würzburger Tageszeitung „Main Post“ deutlich; sie berichtete darüber, erwähnte jedoch nur die Gewinner (ohne freilich deutlich zu machen, ob im bayerischen oder nur unterfränkischen Wettbewerb) aus ihrem Haus. Damit wir uns richtig verstehen: Das ist nicht etwa kleinkariert, sondern konsequent durchdachte PR. Die anderen Preisträger, seien es die aus Unterfranken, Franken oder Bayern, haben ihre Bilder eben falsch belichtet.

Breastfeedassistant – Gemeinsam mit dem amerikanischen Konzern Mother-Luck-Pre­cision (Palo Alto) und dem chinesischen Dienstleister Rent-a-Rob haben WissenschaftlerInnen aus Würzburg einen Still-Assistenten entwickelt, der Bevölkerungspolitikern weltweit Hoffnung macht. Die Kombi von (gemieteten) Roboter und Smartphone erlaubt nicht nur die Einstellung der Milchabgabe in Dauer, Menge und Nährwert, um etwa frühkindliche ­Adipositas zu verhindern, sondern kann zudem über Ernährungstips für die Mutter die Geschmacksrichtungen der Muttermilch bestimmen, sei es Erdbeer, Schoko, Cointreau usw. Und es können vermutlich lebenslang wirksame Vorlieben bzw. Aversionen programmiert werden, beispielsweise das Verlangen nach Shushi oder der Ekel vor veganem Essen. (Franken-Magazin)

Erst war es die Corona-Pandemie, nun ist es der Ukraine-Krieg: Am 1. April 2022 sind die Regale im Aschaffenburger Kaufhaus des Sozialvereins „Grenzenlos“ leer. (Weshalb für den Katalog zum Wettbewerb vermutlich aus einer Serie von Bildern ganz speziell das leere Bild als Pressefoto des Jahres ausgewählt wurde.) Es bilden sich lange Schlangen, die bis auf die Straße reichen. Wer einen „Grenzenlos-Pass“ vorweisen kann, darf dort bis zu zehn Artikel pro Tag für einen symbolischen Preis von je einem Euro kaufen. (Main-Echo)

Nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause wird im unterfränkischen Aub (Lkr. Würzburg) am 21. August 2022 wieder Kirchweih gefeiert. Die Schäffler zeigen ihren historischen Tanz auf dem Marktplatz. (arbeitet hauptsächlich für die Main-Post Mediengruppe)

Wegen der anhaltenden Trockenheit bewässern die Winzer im Unterfränkischen Escherndorf (Lkr. Kitzingen) die Rebflächen am 9. Juli 2022 bereits bei Sonnenaufgang mit Wasser aus dem Main. (dpa-Fotograf)

Das Deutsche Bunkermuseum in Schweinfurt zeigt in einem Hochbunker aus dem Jahr 1941 die größte Ausstellung zum zivilen Luftschutz während des 2. Weltkrieges und des Kalten Krieges. Zu sehen ist dort eine Puppe, die ein Kind darstellt, das ein Gas-Jäckchen trägt. Aufgenommen am 22.März 2022. (Freelancer)

Die warme Abendsonne beleuchtet am 6. Oktober 2022 die Grabsteine des jüdischen Friedhofs in Rödelsee (Lkr. Kitzingen).
Hier existierten einmal 2500 Grabstellen. Noch heute zählt er zu den größten noch erhaltenen jüdischen Friedhöfen in Deutschland. Alle Grabsteine sind gen Osten, Richtung Jerusalem, ausgerichtet. (dpa-Fotograf)

Der dpa-Fotograf berichtete am 24. Mai 2022 von der Eröffnung der Bayerischen Landesausstellung 2022 in Ansbach, die unter dem Motto „Typisch Franken“ stand. Am Rednerpult wartete Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der aus Nürnberg stammt, auf seinen Auftritt. Doch irgendetwas schien ihm nicht gefallen zu haben, wie seine Gesichtszüge zeigen. Ließ man ihn etwa warten? Karmann betitelte seine Aufnahme mit „Typisch Franke?“.

Seit 1991 wird am Untermain American Football gespielt. Die Aschaffenburg Stallions treten am 31. Juli 2022 im Stadion am Schönbusch gegen die Würzburg Panthers an. Das Spiel endet 17:0. Schuhsolen-Parade eines Spielers während der Pause. (Stefan Gregor ist festangestellter Fotograf beim Aschaffenburger Main-Echo)

Die überwiegend für die Neue Presse Coburg und das Freie Wort Suhl tätige 34 Jahre alte freie Fotografin hat am 21. Juli 2022 ein Bodenschutzprojekt im oberfränkischen Memmelsdorf besucht, das gegen die zunehmende Bodenerosion helfen soll. Dort sähte ein Drohnenpilot Samen über einem Getreidefeld aus. So soll ein immergrünes Feld entstehen, das Boden und ­Pflanzen dazu befähigt, in Zeiten der Trockenheit mit weniger Wasser auszukommen.

Die langjährige Landtagspräsidentin Barbara Stamm ist am 5. Oktober 2022 in Würzburg gestorben. Am 14. Oktober findet für sie ein ­Trauerstaatsakt statt. Zum Requiem im Würzburger Kiliansdom kommen mehrere hundert langjährige Wegbegleiter aus Politik und ­Gesellschaft. Schon am Vormittag nehmen rund 1000 Menschen dort Abschied. (Silvia Gralla arbeitet für die Main-Post)

Sieger (Unterfranken) Kategorie Beste Serie – Sonderpreis Bezirk Unterfranken
Wolf-Dietrich Weissbach: Morituri te salutant (Die Totgeweihten grüßen Dich)

Nahezu tote Bäume an verschiedenen Orten in Unterfranken. Mancherorts ist die Situation vor allem auch bei den Obstbäumen geradezu dramatisch. (Es ist mir unverständlich, warum man nicht Baumpatenschaften  vergeben könnte, an Menschen, die Zeit haben und vor allem, wenn es besonders trocken und heiß ist, jeden Tag nach ihren Bäumen sehen und sie mit Wasser versorgen könnten.)