Klexis Geburtstag
Am 18. November des vergangenen Jahres gab es im Marmorsaal der Nürnberger Akademie gleich dreimal was zu feiern: Vor 125 Jahren nahm hier das Bayerische Landesgewerbemuseum seinen Anfang. Vor 25 Jahren dann, übernommen von der Nürnberger Versicherungsgruppe als Zentrum für Wissen, Kultur und Kommunikation, der Start der Nürnberger Akademie in den sanierten Räumen des neobarocken Gebäudes. Und nun feierte hier auch noch Klexi seinen 5. Geburtstag. Wer aber bitteschön ist Klexi? Um etwas Geduld wird gebeten!
Text: Gunda Krüdener-Ackermann | Fotos: Wolf-Dietrich Weissbach
Sie haben wieder mal getagt. Die Innenminister der Bundesrepublik. Dieses Mal unter Vorsitz ihres bayerischen Kollegen Joachim Herrmann vom 30.11. bis 02.12.2022 in München. Auf der Tagesordnung standen viele dringende Probleme, somit auch das der Migration. Während jedoch allerorten händeringend nach Fachkräften gesucht wird und Bäcker, Elektriker, Pflegeeinrichtungen … gerade in der Zuwanderung eine Lösung ihres Problems erhoffen, muß man schon a weng spür‘n, daß man im CSU-Land Bayern ist! Hier setzt die Politik immer noch etwas andere Schwerpunkte als der Bund: Ja keine weiteren Zuwanderungsanreize für Migranten schaffen und ganz schnell eine effektive Rückführungsoffensive für die vielen (?) Illegalen schaffen. Sind das wirklich unsere dringlichsten Probleme?!
Zum Glück bieten sich für Innenminister Herrmann jenseits dieser demonstrativ harten Linie auch Migrations-Kuscheltermine, wo es menscheln darf. Wie den vom 18. November 2022 im Marmorsaal der Nürnberger Akademie. Dort gab es nämlich Grund zum Feiern (s. oben!), wenn auch coronabedingt mit zeitlicher Verzögerung. Auch das Sprach-Förderprogramm Hallo Klexi für die Jüngsten unter den Flüchtlingen aus all den Krisen-, ja Kriegsgebieten oder auch EU-Ausländer im Alter von drei bis zehn holte seinen fünften Geburtstag nach.
Klexi nimmt Kindern die Scheu vor der fremden Sprache
Da wird einem warm ums Herz, wenn Kinder unterschiedlichster Hautfarbe und Nationalität zur Begrüßung der Geburtstagsgäste den Klexi-Song auf Deutsch schmettern und dazu mit kunterbunten Tüchern winken. Es ist eine Feierstunde der besonderen Art für dieses von Birgit Osten entwickelte Lernprojekt. Es begleitet Kinder bei ihren ersten Schritten in die völlig fremde Welt der deutschen Sprache: mit einem plakativ bunten Lehrbuch dazu Praxisheften und Bilder-Wortkarten. Erweiternd gibt es ein vielfältiges digitales Angebot, das idealerweise auch die Eltern ins Sprach-Lern-Boot ihrer Kinder holt. Im Zentrum all dessen aber steht der farbenfrohe Stoffhase Klexi – lustig, neugierig, abenteuerlustig und so gar nicht perfekt. Durch Lehrerhand und -stimme wird der zum Leben erweckt. Klexi nimmt kleinen Kindern die Scheu, vor dem Fremden, Neuen. Gerne erzählt Birgit Osten ihre besondere Begegnung mit der kleinen Nomuun aus der Mongolei. Bislang hatte die in ihrer Kita-Gruppe noch kein einziges Wort gesprochen. Und dann gelingt es Klexi ganz selbstverständlich, ihr ihren Namen zu entlocken. Und Nomuun war so unendlich stolz, daß sie sich getraut hatte … zum ersten Mal zu reden, auf Deutsch!
Es gibt viel Lob an diesem Tag für dieses Projekt, das durch den Stiftungsrat der Stiftung Nürnberger Versicherung, insbesondere durch seinen Vorsitzenden Hans-Peter Schmidt angestoßen und ermöglicht wurde. Bereits in fünf Regierungsbezirken des Freistaates wird es eingesetzt. Ein kleiner fränkischer Seitenhieb nach Oberbayern: Endlich nimmt man auch dort dieses erfolgreiche Sprach-Lern-Konzept zur Kenntnis. Gerade ist man dabei, sich via IHK nach Sponsoren vor Ort umzusehen.
Unternehmerisches Eigeninteresse gepaart mit sozialer Verantwortung
Durchaus recht hat der bayerische Innenminister Herrmann, wenn er sagt, „daß es viele Ideen gibt, aber man muß sie halt auch machen“. Nun ja, das mit dem Machen ist so eine Sache! Dazu braucht es nämlich Geld. Denn es bedarf schon einer – neudeutsch gesprochen – erheblichen moneypower, um 150 000 Kinder in über 8 000 Einrichtungen mit den Klexi-Materialien auszustatten, wie das von der Stiftung Nürnberger Versicherung bislang kostenlos geleistet wurde. Hans-Peter Schmidt, ein streitbarer Liebhaber der deutschen Sprache, dem die derzeitigen sprachlichen Eskapaden von Gendern und Co. sichtlich schmerzen, betont in seiner engagierten Klexi-Geburtstagsrede das Wesentliche von Sprache: „Sie ist die wichtigste Grundlage der Integration. Nur wer sich verständigen kann, wird sich als Mitglied der Gesellschaft fühlen und seinen Weg in Bildung und Arbeit gehen können.“ Der Vorstandsvorsitzende der Nürnberger Versicherung Dr. Armin Zitzmann ergänzt, daß es die heutigen Kinder (und zwar alle) sein werden, die dereinst unsere Wirtschaft tragen.
Ja, diese kleinen Nomuuns, Kemals, Khalids … sie werden einmal Ärzte, Dachdecker, Polizisten … und somit u. a. Versicherungsnehmer der Zukunft sein. Damit werden sie dereinst auch das Fortbestehen von Unternehmen wie die Nürnberger Versicherung möglich machen. Deren Engagement ist nichts anderes als eine optimale Symbiose von wohlverstandenem unternehmerischen Eigeninteresse gepaart mit sozialer Verantwortung.
Es wäre so wünschenswert, wenn ein solch zukunftsvisionärer Funke auch auf Gremien wie eine Innenminister-Konferenz überspringen könnte. Wie optimieren wir unsere Migrationspolitik zu unserer aller Wohle? Daran zu arbeiten – und zwar jenseits eines starren Denkens innerhalb von Legislaturperioden – das könnte sich im Sinne des Allgemeinwohls sicher lohnen.