Ausgabe März / April 2022 | Stadt-Land-Fluß

Oooo, wie schön ist Oberfranken!

Oberfranken ist nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern auch besonders für junge Familien ein „Place to be“ mit erfolgreichen Unternehmen, zukunftsweisenden Bildungsangeboten und hohem Freizeitwert. Den Ruf Oberfrankens als lebens- und liebenswerte Region in die Welt zu tragen, hat sich die Regionalmarketing-Initiative Oberfranken Offensiv e.V. zur Aufgabe gemacht. Mit einer breit angelegten Imagekampagne will sie nun besonders Bewohner aus den bayerischen Ballungsräumen Nürnberg und München anlocken.

Text: Sabine Raithel | Fotos: Wolf-Dietrich Weissbach

Harald Dittrich hat das getan, was wohl bei vielen urbanen Südbayern noch vor Jahren eher Verwunderung und langanhaltendes Kopfschütteln ausgelöst hätte: Der Münchner ist nach Oberfranken umgesiedelt. Aus gutem Grund. „Ich habe hier meine Frau – eine Kulmbacherin – kennengelernt. Als ich dann Oberfranken nach und nach entdeckt hatte, stand für mich außer Zweifel, daß ich hier leben möchte. Die Lebensqualität ist unvergleichlich. Es wird hier viel geboten – und das auf Top-Niveau bei vergleichsweise sehr günstigen Lebenshaltungskosten. Selbst mit einem guten Gehalt ist das Leben in München oder in einem anderen Ballungsraum kaum noch finanzierbar. Was nützt die Großstadt, wenn man die Angebote dort nicht wahrnehmen kann, weil das ganze Einkommen für die Miete drauf geht? Das ist hier in Oberfranken noch anders. Für Familien mit Kind läßt die Region keine Wünsche offen – z.B. Kindergartenplätze ohne ellenlange Wartezeiten und keine überfüllten Klassenzimmer.“ Und nach einer kleinen Pause fügt er an: „Das ist hier noch ein Stück weit heile Welt.“ Auch beruflich hat der 53jährige als Vertriebsleiter im Bereich Wärmepumpen bei Glen Dimplex Deutschland, einem Global Player im Bereich Heizen, Kühlen und Lüften, einen Volltreffer gelandet. „Wir leben und arbeiten in einer Region, in der andere Urlaub machen. Aber ich finde, daß Oberfranken sein Licht noch zu oft unter den Scheffel stellt.“

Ja, das mit der schon fast sprichwörtlichen oberfränkischen Bescheidenheit, das ist eine Bürde. Die Ursache? Lange galt die Region als das „Bayerische Sibirien“. Vor gut 120 Jahren hat der oberbayerische Schriftsteller Ludwig Thoma beschrieben, daß Beamte, die einer Verfehlung überführt waren, nach Oberfranken – genauer nach Selb – strafversetzt wurden. Und bis zum Fall des Eisernen Vorhang klebte der Region der Nimbus der weit abgehängten Grenzregion an den Hacken. Junge Leute wanderten ab, Fachkräfte fehlten, Leerstand machte sich breit.

Doch das Blatt hat sich seither grundlegend gedreht. Und Harald Dittrich ist längst kein Einzelfall mehr. Immer mehr Menschen aus Ballungsräumen zieht es in den Norden Bayerns. Warum? Es ist wohl die perfekte Mischung aus ländlicher Idylle und nahezu unberührter Natur einerseits – sowie einer bemerkenswerten Wirtschafts- und Innovationskraft und kulturellen Vielfalt andererseits. Und der Traum vom Leben auf dem Land ist hier mit erschwinglichem Immobilienbestand realisierbar, bzw. mit Grundstückspreisen zwischen 40 und 50 Euro pro Quadratmeter (z. B. in Teuschnitz im nördlichen Landkreis Kronach) noch bezahlbar. 

Frank Ebert
Frank Ebert

Doch der gute Ruf kommt nicht von alleine – dafür muß man hart kämpfen. Erst im Innenverhältnis die eigenen Bewohner mitnehmen, dann die anderen von außen überzeugen. Und dafür gibt es in Oberfranken eine eigene Regionalmarketing-Agentur – mittlerweile die an Mitgliedern Stärkste in ganz Deutschland. Unter Leitung der Vereinsvorsitzenden, Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, und dem Bezirkstagspräsidenten Henry Schramm, sowie Geschäftsführer Frank Ebert wird hier – im engen Schulterschluß mit Kommunen, Unternehmen, Institutionen, Universitäten, Hochschulen, Verbänden und Privatpersonen – emsig und strategisch an der regionalen Entwicklung Oberfrankens gearbeitet. Wissenschaftlich fundiert, mit Grundlagenforschung und zukunftsorientierten Projekten wie beispielsweise der Einrichtung eines Demographie-Kompetenzzentrums; dem telemedizinischen Projekt „Gesundheitsversorgung 4.1.“; der Etablierung der Aktivregion mit vielfältigen Sportangeboten von Kanufahren über Radeln bis Wandern; dem Licht-Design-Projekt „Oberfranken leuchtet“; einer informativen Oberfranken-App – oder auch der Entwicklung einer gemeinsamen regionalen Identität und eines Corporate Marketings für Oberfranken. Und das soll klären: Was ist Oberfranken? Wofür steht die Region heute? In einem umfassenden Analyseprozess hat sich Oberfranken Offensiv mit der Identität und Positionierung Oberfrankens auseinander gesetzt und die Kernwerte „echt“, „lebenswert“ und „sinnlich“ definiert. Frank Ebert: „Für diese Werte stehen beispielhaft das Tropenhaus in Tettau von dem u. a. renommierte Sterneköche exotische Früchte beziehen; der Campus in Kronach mit dem zukunftsweisenden Bereich Autonomes Fahren; die Wagnerstadt Bayreuth mit dem Klinikum und dem assoziierten Medizin-Campus der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen; der prosperierende Wirtschaftsstandort Bamberg mit dem Medical Valley; die Designschmiede Coburg; das Naturwunder Höllental – bald mit der größten Hängebrücke Europas; das wegweisende Konzerthaus Marteau in Lichtenberg; die Gondeln im Skiparadies Ochsenkopf oder die Wunsiedler Luisenburg mit dem Felsenlabyrinth und dem Freilichttheater. Das sind nur wenige Beispiele, die echt, lebenswert oder sinnlich sind. Die Reihe ließe sich lange fortsetzen.“

Im Rahmen einer breit angelegten Imagekampagne will Oberfranken nun noch offensiver Werbung für sich machen, Menschen aus anderen Regionen anlocken und junge Leute, die zum Studium oder zur Ausbildung weggegangen sind, wieder zurückholen. Schließlich suchen viele oberfränkische Unternehmen händeringend Fachkräfte. Die Kampagne ist nur eine Maßnahme, mit der Oberfranken seiner Bevölkerungsentwicklung, so Frank Ebert, einen „positiven Spin“ verleihen will. „Wir konzentrieren uns im ersten Schritt auf die Metropolregion Nürnberg, später soll der Radius auf die Region um München ausgeweitet werden. Mit Großflächenplakaten und einer Social Media Kampagne wollen wir vor allem Familien für Oberfranken begeistern.“ Daß die Arbeit von Oberfranken Offensiv Früchte trägt, beweisen Menschen wie der begeisterte Neu-Kulmbacher Harald Dittrich, aber auch die aktuellen Zahlen und Prognosen des Landesamtes für Statistik. Demnach vermelden alle dreizehn Landkreise und kreisfreien Städte in Oberfranken mehr Zuzug als Wegzug. Tja, lieber Ludwig Thoma, Sie würden sich heute die Augen reiben …

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