Heiliger Ernst

Jetzt machen sie ernst! In Würzburg hat eine Stadtratsmehrheit gegen CSU (samt OB) und SPD eine Parkfläche nahe des Stadtzentrums verstädtlicht, die bislang kostenlos Einkaufs- und (Berufs)-Pendlern zur Verfügung steht. Ab Juni soll das Tagesticket auf der „Talavera“ neun Euro kosten – die übrigen innerstädtischen Parktarife sollen (zumindest teilweise) um ein Drittel erhöht werden. Offensichtlich wollen die GRÜNEN und ihre städtischen Partner von den Bürgern Verhaltensänderungen über den Geldbeutel erzwingen; und dies gegen durchaus erheblichen Widerstand etwa in Form von 9 000 Unterschriften. Die Frage ist nur, ob man der freilich notwendigen grünen Klimapolitik mit solchen Aktionen wirklich einen Gefallen tut. Natürlich sind die Pendler, die die Bewirtschaftung der etwa 1 000 Parkplätze der Talavera nun Heiliger Ernst treffen wird, gemessen allein an den über 50 000 täglichen Berufspendlern beinahe vernachlässigbar – für die kleineren Geschäfte in der Stadt werden die Auswirkungen gravierender sein. (Vergnügensfahrten werden vermutlich nicht verhindert.) Und natürlich kann das Ziel, den Autoverkehr in der Stadt deutlich zu verringern, nicht mit gutem Zureden erreicht werden. Aber vielleicht durch Miteinanderreden – sinnvollerweise. Es wäre doch möglich zu versuchen, gemeinsam mit den Bürgern Lösungen zu finden. Die zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich unnötige Konfrontation bestärkt nur all jene, die ohnehin der Meinung sind, daß der gesellschaftliche Umbau zum größten Teil auf ihre Kosten stattfinden wird. Und die Möglichkeit, sein Auto im Kirschbaum abzustellen, hat auch nicht jeder.